Fichtelkräuter sammeln

Warum Kräuter sammeln?

Habt Ihr schon mal Brenn­nessel Samen probiert? Oder Löwen­zahn-Butter? Giersch-Pesto? Spitz­we­ge­rich im Salat? Unsere heimi­schen Wild­kräuter bieten ganz neue Geschmacks­er­leb­nisse und viele außer­ge­wöhn­liche Varia­tionen. Für jemanden wie mich, der Abwechs­lung liebt und sich gleich­zeitig gesund ernähren möchte, ein sprich­wört­lich gefun­denes Fressen!
Aufgrund ihrer Ursprüng­lich­keit enthalten Kräuter oftmals ein Viel­fa­ches an Vital­stoffen und Mine­ra­lien im Vergleich zum Gemüse aus dem Super­markt. Und das Beste ist: Die Natur stellt sie uns kostenlos, unver­packt und regional zur Verfü­gung!

Zudem macht das Sammeln von Wild­pflanzen in der Natur einfach große Freude. Beim aufmerk­samen Streifen über die Wiesen und durch die Wälder, auf der Suche nach einem bestimmten Kraut, lässt sich ganz herr­lich der Alltag vergessen. Es bringt uns in Einklang mit der Natur und zurück zu einer unserer urei­genen Empfin­dungen: der Verbun­den­heit mit unserer Umwelt, mit unserer Erde und unserer Lebensgrundlage. 

Als ich anfing, mich inten­siver mit den Eigen­heiten einzelner Pflanzen zu beschäf­tigen, entdeckte ich Außer­ge­wöhn­li­ches und Beein­dru­ckendes an den oftmals so unscheinbar wirkenden Gewächsen. Ich entwi­ckelte eine gewisse Natur-Faszi­na­tion, die einen merk­baren Effekt hatte auf meine Stim­mung, auf mein Wohl­be­finden und auf meine Lebens­ein­stel­lung. Ich begann, unsere Umge­bung mit anderen Augen zu sehen, auch die kleinen Lebe­wesen in der Natur wahr­zu­nehmen. Dies erfüllte mich mit einem Gefühl von Dank­bar­keit und Zufrie­den­heit. Diese Faszi­na­tion möchte ich gerne auch anderen Menschen näher bringen und sie mit meiner Begeis­te­rung anstecken!

Lasst uns die bunte Welt unserer heimi­schen Wild­kräuter gemeinsam entdecken! 

Wie Kräuter richtig sammeln?

Wild­kräuter aus der Natur sammeln kann jeder. Jedoch sind einige Regeln zu beachten, damit Ihr Eure Freude daran habt und die Natur keine Schaden nimmt. 

  • Sammle ausschließ­lich Pflanzen, die Du sicher bestimmen kannst und die einen Nutzen für Dich haben
  • Natur­schutz beachten! Sammle keine geschützten oder gefähr­deten Pflanzen 
  • Wähle einen natur­be­las­senen Standort: Am besten nicht oder wenig gedüngte Wiesen, Wald­ränder oder auch den eigenen Garten (nicht in der Nähe von viel befah­renen Straßen oder in viel besuchten Parks)
  • Der rich­tige Ernte­zeit­punkt ist, wenn die Pflanze die meiste Kraft entwi­ckelt hat (z.B. zur Blütezeit)
  • Die beste Tages­zeit zum Sammeln ist der Vormittag
  • Sonnige, trockene Tage sind besser geeignet (da macht es auch mehr Spaß!)
  • Sammle nur gesunde, unbe­schä­digte Kräuter
  • Nimm nur die Menge an Kräu­tern mit, die Du auch wirk­lich benö­tigst und lass immer einige Pflanzen stehen

Wo Kräuter sammeln?

Wie oben schon erwähnt ist das Sammeln in Natur­schutz­ge­bieten absolut tabu. Ebenso natür­lich auf privat genutzten Flächen und in Gärten. Auch wenn manch ein Nachbar viel­leicht ganz froh wäre, wenn Ihr seinen Löwen­zahn aus dem Vorgarten pflückt.. Im Zwei­fels­fall einfach mal nett fragen!

Am liebsten sammle ich auf Wiesen und Wegrän­dern, die möglichst weit entfernt liegen von Straßen oder land­wirt­schaft­lich genutzten Flächen. Auch gedüngte Wiesen meide ich. Meist ist dort sowieso vorwie­gend Löwen­zahn zu finden, da die Dünge­mittel seinen Wuchs fördern.
Mager­rasen sind optimal für selte­nere Kräuter wie Johannis- oder Habichts­kraut, Frau­en­mantel oder Schaf­garbe. Schlan­gen­knö­te­rich und Mädesüß bevor­zugen Feucht­wiesen, während der echte Ehren­preis gerne am Wald­rand wächst und Bärlauch sich an Bach­läufen unter Laub­bäumen ausbreitet.

Wer mit offenen Augen durch die Natur streift, entdeckt ganz auto­ma­tisch die Lieb­lings­plätze der heimi­schen Kräuter in der eigenen Umge­bung. Und gerade das ist das Span­nende! Ich freue mich immer wie ein kleines Kind, wenn ich durch Zufall einen neuen Standort eines Wild­krautes ausfindig mache!

Im Fich­tel­ge­birge ist beson­ders die Region rund um Nagel mit einer großen Viel­falt an heimi­schen Wild­kräu­tern gesegnet. Die Gemeinde hat sich das zu Nutzen gemacht und trägt heute den Titel “Kräu­ter­dorf”. Die einhei­mi­schen Land­wirte bauen inzwi­schen auf natur­be­las­senen Wiesen wilde Kräuter an, teil­weise mit dem Bio-Zerti­fikat. Verar­beitet werden sie anschlie­ßend zum Beispiel zu hoch­wer­tigen Spiri­tuosen wie etwa der Sacks Destille. 

Auch die wilden Wiesen rund um das Frei­land­mu­seum Gras­se­mann bei Warmen­steinach ist bekannt für eine hohe Anzahl von heimi­schen Kräutern.

Aber letzt­end­lich wird jede/r seine bevor­zugten Sammel-Gebiete finden oder einfach — wenn vorhanden — den eigenen Garten nutzen. Wenn Ihr eigene Kräu­ter­beete anlegen möchtet, beachtet bitte meine Tipps zum Kräu­ter­anbau. Denn nicht jedes Kraut verträgt jeden Standort im Garten. Die größte Auswahl an Kräu­ter­pflanzen im Fich­tel­ge­birge bietet übri­gens die Gärt­nerei Becher in Ebnath. Ein Besuch hier lohnt sich immer!

Wie Kräuter verwenden?

Bei der Verwen­dung sind der Krea­ti­vität kaum Grenzen gesetzt: Manch einer bevor­zugt die Kräut­lein frisch direkt im Salat oder auf dem Brot, einge­legt in Essig oder verkocht zu Sirup oder Gelee. Fast jedes Kraut kann entweder frisch über­brüht oder getrocknet als Tee getrunken werden. Durch das Über­gießen oder Aufko­chen mit heißem Wasser lösen sich die Wirk­stoffe gut. Bedenken sollten wir, dass vom frischen Kraut eine größere Menge benö­tigt wird, um die gewünschte Heil­kraft zu entfalten. Im getrock­neten Kraut sind die Wirk­stoffe konzen­trierter.
Und bitte aufpassen: Manche Kräuter werden besser mit kaltem Wasser über­gossen und anschlie­ßend zum Kochen gebracht!

Um die heilende Wirkung besser aufnehmen zu können, haben sich auch alko­ho­li­sche Auszüge (Tinktur) oder Ölaus­züge bewährt.

Äußer­lich ange­wendet eignen sich Wild­kräuter als Wund- und Heil­mittel in Form einer Creme, Balsam oder Seife.

Ihr findet hier regel­mäßig neue Rezepte und Anwen­dungs­ideen von mir!

Die Viel­falt an Möglich­keiten und Kombi­na­tionen ist unglaub­lich! Und ich kann aus voller Über­zeu­gung sagen: Es macht irrsinnig viel Freude, auszu­pro­bieren und stets neue Geschmacks­va­ri­anten zu erleben!