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Wildkräuter

Das Gold des Hochsommers: Johanniskraut

Das heilige Johan­nis­kraut erstrahlt ab Juni mit seinen gold­gelben Blüten an vielen Wiesen- und Wegrän­dern des Fich­tel­ge­birges. Als wich­tiges Heil­kraut bringt es Licht und Freude in unser Leben.

Hypericum perfo­ratum
Johan­nis­kraut­ge­wächse

Erscheinung

Im späten Früh­jahr schon kommen die typi­schen Blätter stau­den­artig hervor, bevor in der Zeit rund um Johanni (24. Juni) die hübschen, gold­gelben Blüten erstrahlen. Das sonnen­lie­bende Johan­nis­kraut wächst freudig auf den mageren Böden des Fich­tel­ge­birges, inmitten von Kräu­ter­wiesen oder an Wegrän­dern. Von seinen zier­li­chen und so intensiv strah­lenden Blüten bin ich jedes Mal auf’s Neue faszi­niert. Sie begleiten uns fröh­lich durch die heißen Sommer­mo­nate. Die Blüten haben fünf leuch­tend gelbe Kron­blät­ter­chen. Zerdrückt man sie, tritt ein roter, balsa­misch duftender Saft aus. Dieser verleiht dem wert­vollen Johan­nis­krautöl seine intensiv rote Farbe.

Mit ihren strah­len­för­migen Staub­fäden, die aus dem Blüten­kelch hervor­kommen, sehen die Blüten aus wie winzige Sonnen.

Wolf Dieter Storl: Kräuterkunde

Die Pflanze wird bis zu einem Meter hoch und hat einen sehr harten, zwei­kan­tigen Stängel, der nach oben buschig verzweigt ist und an welchem die Blätter gegen­ständig sitzen. Betrachten wir die Blatt­ober­fläche aus der Nähe, fallen uns viele kleine durch­sich­tige Punkte auf der Blatt­ober­fläche auf. Diese sind Drüsen, in denn sich das äthe­ri­sche Öl sammelt.

Anwendung

Johanniskraut-Öl

Bekannt ist das Johan­nis­kraut-Öl, welches recht einfach aus den Blüten und einem hoch­wer­tigen, kalt gepresstem Öl (ich verwende am liebsten Oliven- oder Sesamöl in Bio-Qualität) herzu­stellen ist. Es wirkt beru­hi­gend und wundheilend.

Johanniskrautöl selbst herstellen:

  • frisch gesam­melte Blüten und Knospen etwas anquet­schen und in ein sauberes Glas geben
  • Öl darüber gießen, bis alle Blüten bedeckt sind
  • das verschlos­sene Glas 6 bis 8 Wochen in der prallen Sonne stehen lassen und täglich schütteln
  • wenn das Öl dunkelrot geworden ist, kann man es durch ein sauberes Tuch abseihen und in eine ebenso saubere Flasche abfüllen
  • kühl lagern

Johanniskraut-Tee

In den langen düsteren Winter­mo­naten bringt uns ein Tee aus den Blüten die Sommer­sonne, erhei­tert das Gemüt und ist eine wahre Wohltat für die Seele. Hierfür werden 2 Teelöffel des Krauts mit 1/4 l Wasser kalt ange­setzt und langsam erhitzt. Nach wenigen Minuten Zieh­zeit kann man den Tee abseihen und genießen. Der Tee hat eine inter­es­sante rötliche Färbung.

Johanniskraut-Tinktur

Bei der ersten Herstel­lung der Tinktur war ich über­rascht über die inten­sive Farbe, die der klare Alkohol bereits nach wenigen Stunden annimmt. Dies zeigt die inten­sive Wirkung des so beson­deren Heil­krautes. Die Tinktur wird entweder tröpf­chen­weise oder in einem Wasser­glas verdünnt eingenommen.

Johanniskraut-Tinktur selbst herstellen:

  • frisch gesam­melte Blüten und Blätter (das obere Drittel der Pflanze) in ein Glas füllen und leicht andrücken
  • mit hoch­pro­zen­tigem, klaren Alkohol (mind. 40 %) auffüllen
  • an einem hellen Ort ca. 14 Tage stehen lassen
  • abseihen und in ein sauberes Glas abfüllen. Das Glas sollte entweder verdun­kelt sein oder an einem dunklen Ort gela­gert werden.

Heilwirkung des Johanniskraut

Johan­nis­kraut macht gute Laune: Als natür­li­ches Anti­de­pres­sivum wirkt es sowohl nerven­stär­kend als auch stim­mungs­auf­hel­lend. Bei Unru­he­zu­ständen, Schwindel, Melan­cholie und depres­siven Verstim­mungen hilft die golden strah­lende Pflanze uns dabei, wieder in unsere innere Mitte zu kommen und fördert eine heitere Stim­mung. Das im Johan­nis­kraut enthal­tene Hypericin und einige andere sekun­däre Pflan­zen­stoffe erhöhen den Sero­ton­in­spiegel und hemmen gleich­zeitig die Wieder­auf­nahme von Dopamin und Norad­re­nalin. Dies stimu­liert sanft mehrere Über­trä­ger­sub­stanzen (Neuro­trans­mitter) im zentralen Nerven­system, welche für die Psyche und Stress­re­si­lienz von Bedeu­tung sind. 

Die anti­de­pres­sive Wirkung konnte ich selbst fest­stellen, als ich über einige Wochen hinweg Johan­nis­kraut zu mir nahm und plötz­lich viel (unternehmungs-)lustiger war. Inzwi­schen ist sie auch wissen­schaft­lich erwiesen.

Um seine stim­mungs­auf­hel­lende Wirkung zu entfalten, sollte das Johan­nis­kraut über einen Zeit­raum von mindes­tens einem Monat ange­wendet werden.

Tee und Tinktur lindern darüber hinaus wunderbar Kopf­schmerzen und Schlaf­stö­rungen.

Die uralte Heil- und Licht­pflanze nimmt Licht auf und spei­chert es. Licht ist die essen­ti­elle Kraft­quelle für die Nerven und für den gesamten Orga­nismus. Heut­zu­tage halten sich viele von uns den Groß­teil des Tages in Innen­räumen auf anstatt bei Tages­licht an der frischen Luft. Das kann müde und trüb­sinnig machen. Das Johan­nis­kraut unter­stützt uns dabei, wieder Licht ins Leben zu bringen!

Als Licht­pflanze schafft das Johan­nis­kraut in Form eines Öl-Auszuges auch Abhilfe bei schmerz­haftem Sonnen­brand. Aller­dings ist hier Vorsicht geboten: Die Pflanze gleich­zeitig erhöht die Licht­emp­find­lich­keit der Haut, was wiederum zu schnel­lerem Sonnen­brand führen kann. Insbe­son­dere während des Sommers bei starker Sonnen­ein­strah­lung und in südli­chen Gegenden sollte man die Verwen­dung des Öls deshalb reduzieren.

Auch die Einnahme der Tinktur oder des Tees hat eine licht­sen­si­bi­li­sie­rende Wirkung. In den Brei­ten­graden des Fich­tel­ge­birges ist dies aller­dings eher zu vernachlässigen.

Zudem habe ich die Erfah­rung gemacht, dass Schnitt- und Stich­wunden wesent­lich schneller heilen bei Behand­lung mit Johan­nis­krautöl oder Tinktur. 

Die Magie des Johanniskraut

Das Johan­nis­kraut ist eine der magi­schen Pflanzen der Zeit um die Sommer­sonn­wende. In seinen gelben Blüten findet sich das Gold der Sonne wieder und die Kraft des Sterns aus seinen fünf Blüten­blät­tern soll das Böse vertreiben. Das rote Öl, welches beim Zerreiben der Blüten austritt, erin­nert an Blut, unseren Lebens­saft. Licht und Leben sind in diesem Heil­kraut versinnbildlicht.

Viele Legenden ranken sich um dieses außer­ge­wöhn­liche Kraut und zahl­reiche Wunder­hei­lungen werden ihm zuge­schrieben. Zum Beispiel vom gütigen Baldur, dem germa­ni­schen Sonnen­gottes, der sich für die Menschen geop­fert haben soll und das rote Johan­nis­kraut-Öl sein Blut symbo­li­siert. Schon der Schweizer Arzt und Natur­phi­lo­soph Para­celsus berich­tete von der hervor­ra­genden Heil­wir­kung bei allen Wunden, Quet­schungen und Haut­schür­fungen. Oder dem Teufel, der in seinem Zorn über die Heil­kraft des Johan­nis­kraut die Blätter mit einer spitzen Nadel durchstach.. 

Beson­ders zauber­kräftig soll das Johan­nis­kraut wirken, wenn es an seinem Namenstag gesam­melt wird.

Allge­meines:

Vorkommenmagerer Boden, Sonne bis Halbschatten
Blüte­zeitJuni bis August
Ernte­zeitSommer
verwen­dete Teileoberes Drittel des blühenden Krauts
Inhalts­stoffeHypericin, äthe­ri­sches Öl, Gerb­stoffe, roter Farbstoff
Wirkungstim­mungs­auf­hel­lend, entzün­dungs­hem­mend, beruhigend

Von Nathalie

Begonnen hat mein Interesse an Wildkräutern aus reinem Spaß und Neugierde. Bei Wanderungen in der Natur fand ich es witzig, mein Essen einfach am Wegesrand zu pflücken oder hin und wieder ein Blättchen direkt zu verspeisen. Als inzwischen zertifizierte Wildkräuter-Führerin beschäftige ich mich nun intensiver mit unseren heimischen Kräutern, ihrer Verwendung und ihrer Heilkraft. Dadurch habe ich die kleinen Wunderwerke lieben gelernt. Und immer wieder bin ich erstaunt, welch Schätze uns die Natur bietet. Wir müssen sie nur wahrnehmen!

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