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Wildkräuter

Allerweltskraut Löwenzahn

Im Früh­ling sind die leuch­tenden Löwen­zahn­wiesen unüber­sehbar und auch als Puste­blume erfreut der Löwen­zahn das Auge seines Betrachters.

Tara­xacum offi­ci­nale
Korb­blütler

Erscheinung des Löwenzahn

Jedes Kind kennt sein Aussehen, aber die wenigsten von uns wissen Näheres zum Löwen­zahn. Ursprüng­lich stammt er aus dem Norden Asiens und Europas. Heute ist er auf der gesamten Nord­halb­kugel verbreitetet.

In seinem Standort ist der gewöhn­liche Löwen­zahn anspruchslos und äußerst robust. Man findet ihn eigent­lich überall: auf Wiesen und Weiden, an Weges­rän­dern, in Äckern und Gärten, oftmals auch in kleinsten Ritzen auf Gehsteigen mitten in der Stadt. Er fühlt sich überall dort wohl, wo er auf nähr­stoff­rei­chen Boden trifft. Oftmals ist er in großer Anzahl auf gedüngten Wiesen zu sehen, wo im Früh­ling ganze Teppiche an sonnen­gelb strah­lenden Blüten zu bewun­dern sind. 

ABER: Wenn wir vom Löwen­zahn spre­chen, also dem Unkraut, das überall anzu­treffen ist, spre­chen wir stets von der Art des Gewöhn­li­chen Löwen­zahns. Es gibt aller­dings um die 400 Unter­arten und einige davon sind — man mag es kaum glauben — sogar vom Aussterben bedroht! So ist zum Beispiel der Deut­sche Löwen­zahn eine seltene Pflan­zenart, die auf der Roten Liste steht. Er zählt zu den Sumpf-Löwen­zähnen und seine Lebens­räume, nähr­stoff­arme Sumpf-Wiesen, sind heute selten geworden.

Die typi­schen Blüten und auch die Puste­blumen sind kaum verwech­selbar. Vor der Blüte ähnelt die Pflanze dem Ferkel­kraut oder entfernt auch dem gewöhn­li­chen Habichts­kraut. Aber eigent­lich ist seine Erschei­nung jedem bekannt und die Verwechs­lungs­ge­fahr äußerst gering.

Die Pflanze produ­ziert einen weißen, milchige Saft, den sie vorwie­gend zur Abwehr von Fraß­feinden bildet. Er enthält jede Menge Bitter­stoffe und Terpene und ist entgegen der verbrei­teten Annahme ungiftig. Ledig­lich große Mengen sollten wir nicht zu uns nehmen, da er der enthal­tene Bitter­stoff “Taraxin” in allzu hoher Dosis zu Übel­keit führen kann. Auf unserer Haut hinter­lässt diese Milch munter braune Flecken.

Seine Blätter sind viel­fach gezähnt, worauf auch sein Name zurück zu führen ist. Bemer­kens­wert: Jedes Blatt ist einzig­artig in seiner Struktur, kein Blatt gleicht dem anderen.

Apropos Name: Laut dem Bota­niker Hein­rich Marzell gibt es über 500 Namen für den Löwen­zahn, unter Anderem Hunde­blume, Milch­blume, Butter­blume oder aufgrund seiner harn­trei­benden Wirkung auch Bett­nässer, Bett­se­cher oder Piss­blume.

Löwenzahn Wiese

Üppige Löwen­zahn­wiesen deuten auf Über­dün­gung hin. Das über­mä­ßige Ausbringen von Stick­stoff verdrängt andere Kräuter, sodass sich der Löwen­zahn fleißig ausbreiten kann.

Die Aufgaben des Löwenzahn: Entwässern, Entgiften, Reinigen

Der Löwen­zahn reinigt nicht nur das Blut und wirkt entwäs­sernd, er hilft uns auch bei Magen­be­schwerden und Nieren­leiden. Zudem gilt er als eines der besten Leber­mittel. Auffällig häufige Müdig­keit kann auf eine Leber- bzw. Nieren­schwäche hindeuten. Beide Organe sind für die Ausschei­dung von Gift­stoffen im Blut zuständig. Arbeiten sie nicht richtig, sammeln sich diese Gifte im Körper und schwä­chen ihn. Dagegen kann der Löwen­zahn helfen, indem er sowohl die Leber als auch die Niere in ihrer Tätig­keit unter­stützt. Außerdem fördert das enthal­tene Inulin als Präbio­tikum den Aufbau und Erhalt der Darm­flora.

Zusätz­lich gilt er als gute Einschleu­ser­pflanze weiterer Nähr­stoffe. Oftmals können wir Menschen Nähr­stoffe trotz ausrei­chender Zufuhr nicht gut aufnehmen. Fühlt man sich trotz gesunder Ernäh­rung oft schlapp und leidet an einem Nähr­stoff­mangel, kann das an einer schlechten Verwer­tung der zuge­führten Stoffe liegen. Einschleu­ser­pflanzen ermög­li­chen dem Körper, Nahrungs­mittel besser zu aufzu­spalten, indem sie die Aufnahme über die Härchen im Dünn­darm fördern. Der Löwen­zahn ist ein Einschleuser für Kalzium.

Löwen­zahn sollte nicht gegessen werden bei einem Verschluss der Gallen­wege, eitrigen Entzün­dungen der Gallen­blase und Gallen­wege und beim Ileus (Darm­ver­schluss).

Verwendung

Eine Löwen­zahnkur wird im Früh­jahr und im Früh­sommer empfohlen und auch von der modernen Pflan­zen­heil­kunde als beson­ders wirksam bezeichnet. Entweder macht man eine reine Löwen­zahn-Kur oder in Kombi­na­tion mit anderen Kräutern.

Die einfachste Vari­ante ist, im Früh­ling täglich fünf Blätter roh zu verzehren. Das regt die körper­ei­gene Entgif­tung an. Sobald wir auf Bitteres essen, bildet sich mehr Spei­chel und die Verdau­ungs­säfte werden ange­regt. Vorsicht bei empfind­li­chen Magen: Bitter­stoffe können Beschwerden verur­sa­chen, insbe­son­dere wenn wir sie nicht gewöhnt sind. Denn in unserer heutigen Nahrung wurden sie fast voll­ständig weg gezüchtet.

Frühjahrs Tee Kur mit Löwenzahn

Eine Tee Kur im Früh­ling sollte 34 Wochen dauern. Über diesen Zeit­raum trinkt Ihr drei Mal täglich eine Tasse von folgender Mischung:

  • Löwen­zahn­wurzel mit Kraut
  • Brenn­nes­sel­blätter
  • Birken­blätter

zu glei­chen Teilen gemischt
2 Teelöffel der Mischung mit 1/4 Liter siedendem Wasser über gießen
10 Minuten ziehen lassen, abseihen.
3 x täglich 1 Tasse während der Kur

Die Kombi­na­tion wirkt entgif­tend, entwäs­sernd, blut­rei­ni­gend, und unter­stützt zugleich den Stoff­wechsel. Zur Löwen­zahn­wir­kung kommt die der Brenn­nessel: Förde­rung der sezer­nie­renden Zellen (Leber, Bauch­spei­chel­drüse, Darm) und ihre rhyth­mus­re­gu­lie­rende Wirkung sowie die der Birke zur Infektabwehr.

Löwenzahnkapern

Einge­legte Kapern im Super­markt kaufen ist öde und vor allem teuer! Gesünder, regio­naler und auch witziger sind die Löwen­zahn­ka­pern und das Rezept ist auch ganz unkom­pli­ziert. Probiert’s einfach mal aus!

  • 3 Hand voll Löwen­zahn­knospen (sie sollten noch komplett geschlossen sein)
  • Salz
  • Essig (Apfel oder Kräuteressig)

Die Knospen mit Salz bestreuen und über Nacht ziehen lassen. Am nächsten Tag den Essig mit Wasser 1:1 mischen und zusammen mit den Knospen aufko­chen. Sofort, möglichst kochend, in sterile (vorher abko­chen!) Gläser füllen, fest verschließen und auf den Kopf stellen. Es müssen alle “Kapern” mit dem Essig­wasser bedeckt sein. So halten sich die Gläs­chen locker ein Jahr im Kühl­schrank oder im Keller.

Ich füge meist noch etwas zur Würze hinzu, zum Beispiel eine Zehe Knob­lauch, einen Zweig Rosmarin, einige Pfef­fer­körner, ein Zweig­chen Thymian oder Estragon. Hier könnt Ihr kreativ werden!

Magisches zum Löwenzahn

Bereits in alten chine­si­schen Heil­bü­chern wurde der Löwen­zahn als Po gong ying — chine­si­sches Heil­kraut — beschrieben. Heute wird er gar als Ginseng des Westens gefeiert. In euro­päi­schen Kräu­ter­bü­chern taucht er ab dem 16. Jahr­hun­dert auf.
Nicht nur bei Kindern ist das Wegblasen der gefie­derten Puste­blume-Samen beliebt und daraus entstanden viel­fäl­tige Orakel: Die Anzahl der stehen geblie­benen Samen zeigt zum Beispiel an, wie viele Jahre man noch leben wird oder wie viele Jahre man noch zur Hoch­zeit hat. Bläst man alle Samen auf einmal weg, bekommt man ein neues Kleid oder zu Hause gibt es eine gute Suppe. 

Auf seeli­scher Ebene hilft uns der Löwen­zahn als Meister der Wand­lung Verän­de­rungen anzu­nehmen, Prozesse in Bewe­gung zu bringen und Still­stand zu beenden. Er bringt uns die Kraft, um Themen im Alltag zu entwi­ckeln, Impulse zu geben und um Dinge wieder ins Laufen zu bringen.

Er wächst wirk­lich überall, der Löwenzahn!

Allgemeines:

Vorkommenhumus­hal­tiger Boden an Wegrän­dern, Wiesen, Acker­flä­chen, Sonne bis Halbschatten
Blüte­zeitApril, Mai
Ernte­zeitganz­jährig
verwen­dete TeileKraut, Wurzeln, Blüten
Inhalts­stoffeBitter­stoffe (Taraxin und Tara­xicin), Caro­ti­noide, Gerb­stoffe, Kalium, Sapo­nine, Vitamin C, Schwefel, Kiesel­säure, Inulin (=Präbio­tikum, gut für Darmflora)
Eigen­schaftenstärkt Leber, Galle, Niere, Blase, blut­rei­ni­gend, harn­trei­bend, stoff­wech­sel­an­re­gend, bele­bend für Organismus

Der Löwen­zahn hat eine einma­lige Fähig­keit: Er kann sich tatsäch­lich selbst klonen. Das heißt, er kann sich unge­schlecht­lich fort­pflanzen, ohne Befruch­tung. Diese Nach­kommen sind gene­tisch iden­tisch und haben nicht wie norma­ler­weise einen doppelten Chro­mo­so­men­satz, sondern einen drei­fa­chen. Sie vermehren sich also asexuell. Auf diese Art der Fort­pflan­zung kann der Löwen­zahn umschalten, wenn sich die Wuchs­be­din­gungen ändern, es zum Beispiel die Witte­rung für ihn unan­ge­nehm wird oder er zu wenige Nähr­stoffe erhält.

Von Nathalie

Begonnen hat mein Interesse an Wildkräutern aus reinem Spaß und Neugierde. Bei Wanderungen in der Natur fand ich es witzig, mein Essen einfach am Wegesrand zu pflücken oder hin und wieder ein Blättchen direkt zu verspeisen. Als inzwischen zertifizierte Wildkräuter-Führerin beschäftige ich mich nun intensiver mit unseren heimischen Kräutern, ihrer Verwendung und ihrer Heilkraft. Dadurch habe ich die kleinen Wunderwerke lieben gelernt. Und immer wieder bin ich erstaunt, welch Schätze uns die Natur bietet. Wir müssen sie nur wahrnehmen!