Urtica Dioica
Brennnesselgewächse
Warum Lieblingskraut? …Weil die Brennnessel ein überragender Kandidat der vielfältigen Kräuterwelt ist! Das Beste an ihr: Sie wächst fast überall, man kann sie fast das ganze Jahr über sammeln und sie ist eindeutig identifizierbar. Anwendungsmöglichkeiten gibt es zahlreiche und eigentlich sind ihre Brennhärchen ganz harmlos. Erfahrt mehr über mein Lieblingskraut!
Im Garten mitten im Beet macht sie sich ebenso breit wie mitten im Wald oder auf Schutthaufen. Ihre ausbreitungsfreudigen flachen Wurzeln bahnen sich eifrig den Weg durch unterschiedlichste Böden. Und die Freude der meisten Gartenbesitzer hält sich in Grenzen, wenn die Hände aus Versehen mit den stacheligen Blatträndern in Berührung kommen..
Aber gerade weil die Brennessel so häufig vorkommt, eignet sie sich hervorragend für eine schnelle, unkomplizierte Küche. Man spart sich aufwendiges Suchen und Zupfen von kleinen Blättchen, da sie meist in großer Menge vorhanden ist. Zudem ist die Nessel wahnsinnig reich an Vitaminen und Mineralstoffen und deshalb ein wunderbares Gemüse für eine gesunde Ernährung. Die Brennhärchen lassen sich durch Mixen, Erhitzen oder Abrollen mit dem Nudelholz einfach unschädlich machen.
Die Brennnessel in der Küche
Brennnessel-Spinat
Mit einem prall gefüllten Stoffbeutel kehre ich zurück an den Herd und bereite Brennessel-Spinat zu (wobei man erwähnen sollte, dass der Ausdruck “Spinat” etwas irreführend ist, denn bei Spinat handelt es sich um eine eigenständige Pflanze).
Ein wenig Öl in die Pfanne, Zwiebeln dazu, die gewaschenen Brennessel-Blätter mit andünsten, sodass die Härchen zerstört werden. Wahlweise kommt anschließend entweder ein Ei darüber oder — die vegane Variante — ein pflanzlicher “Käse” (inzwischen gibt es ganz passable sogar im Supermarkt).
Brennessel Samen
Gegen Ende des Sommers sammle ich gerne die Samen der Brennnessel (weniger aufwendig: im Kräuterhandel kaufen) und trockne sie für die Winterzeit. Sie schmecken hervorragend als Topping im Salat oder auf der Gemüsepfanne und sind ein wahres super food, denn sie sind eiweißreich und enthalten mehrfach ungesättigte Fettsäuren und viel Chlorophyll. Auch in Kuchen, Brot oder Kekse kann man die Brennnesselsamen als Gewürz verwenden.
Kleine Info am Rande: Genau genommen handelt es sich um die Früchte der Brennnessel, in denen die Samen stecken. Botanisch gesehen zählen die Samen zu den Nüssen. Aber der Begriff Brennnessel-Samen hat sich inzwischen etabliert.
Tipps zum Ernten der Samen
Die Brennnessel bildet weibliche und männliche Samen aus. Als super food nimmt man die weiblichen, herab hängenden. Im Gegensatz dazu stehen die Blütenstände der männlichen Pflanzen vom Stängel horizontal ab. Ich ernte die Samen der weiblichen Pflanzen, wenn Sie bräunlich eingefärbt sind. Es heißt, der Nährstoffgehalt ist dann höher.
Am einfachsten geht das, wenn Ihr den gesamten Samenstand erntet und auf Baumwolltücher zum Trocknen legt. Denn dann kann man die Samen einfach abrebeln und man muss sie nicht einzeln von der Pflanze herunter zupfen. Anschließend sollte man alles durch ein Sieb drücken, um die reinen Samen zu erhalten.
Brennnessel Samen sieben
Brennnessel-Salz
Eine schnelle Variante der Verarbeitung: Ein hochwertiges (Meer-) Salz zu gleichen Teilen mischen mit klein geschnittenen Brennnessel-Blättern am besten mit dem Mörser zerstampfen zu einer grünlichen Masse. Diese wird dünn auf ein Blech mit Backpapier gestrichen und gut 3 Tage trocknen gelassen. Anschließend nochmals mit dem Mörser zerkleinern und in passende Gläschen abfüllen. Voilá das selbst gemachte Kräuter-/Brennnessel-Salz!
Übrigens: Kräutersalze könnt Ihr ganz kreativ nach eigenem Geschmack gestalten. Ein paar Variationen habe ich gesammelt.
Brennnessel-Chips
Super einfach und super lecker als kleine Knabberei zwischendurch! Hierfür einfach
- ca. 1 cm Bratöl in einer Pfanne erhitzen
- zwei Hand voll Brennnessel Blätter ohne Stiel einzeln hineinlegen
- wenn sie nicht mehr zischen, mit einer Gabel herausnehmen
- auf Küchenkrepp abtropfen lassen
- mit Salz, Pfeffer, Paprika würzen
Man kann getrost eine größere Menge zubereiten, die Chips halten sich ein paar Tage.
Weitere Rezepte findet Ihr auf dem Natur-Blog kostbarenatur.net.
Brennnessel für die Gesundheit
Als typisches Frühjahrskraut wirkt die Brennnessel entgiftend, entwässernd und gleichzeitig aber auch aufbauend. Aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung hilft sie, Nierenerkrankungen vorzubeugen und Harnwegsinfekte zu behandeln. Wenn Ihr also anfällig seid für Blasen- oder Nieren-Entzündung, dann empfiehlt sich eine regelmäßige Brennnessel-Tee Kur:
Zwei gehäufte Teelöffel getrocknete oder frische Blätter in eine Tasse kochendes Wasser geben und fünf Minuten ziehen lassen. Anschließend abseihen. Zwei Tassen pro Tag getrunken über einen Zeitraum von drei Wochen soll wahre Wunder bewirken!
Die Brennnessel fördert das Ausscheiden von Harnsäure und Giftstoffen, die sich in den Muskeln, Gelenken und im Blut ansammeln. Deshalb wirkt sie auch heilsam bei Rheuma oder Gicht: Hierzu nimmt man am besten ein mal wöchentlich ein Vollbad mit dem Absud, trinkt Tee und Brennnessel-Saft. Gleichzeitig kann man die Wirkung unterstützen, indem man die Pflanze auf den Speiseplan setzt.
Sie gilt als eine der wichtigsten Heilpflanzen bei Blutarmut und Eisenmangel, von dem vor allem Frauen betroffen sind. Durch ihren hohen Eisengehalt kann die Brennnessel den Hämoglobin-Gehalt der roten Blutkörperchen regulieren. Zusätzlich enthält die Brennnessel eine Menge an Vitamin C (333 mg / 100 g essbaren Anteils), was zusammen mit dem Eisen eine optimale Kombination für unsere Gesundheit ist.
Brennnessel (urtica dioica)
- Vielseitige Pflanze mit vielen wertvollen Inhaltsstoffen
- Ganzjährig nutzbar, Blätter, Blüten, Samen, Wurzeln
- Brennhaare gehen durch mixen, rollen oder erhitzen kaputt
- Stickstoffzeiger
- entwässert, gut gegen rheumatische Beschwerden
- Frühjahrskur, Arzneipflanze, Shampoo und Haarpflege
- Histamin haltig, Vitamin C & Eisen haltig
Interessantes zur Brennnessel
Da die Brennnessel so faserreich ist, wurde sie in früheren Zeiten neben Hanf und Lein zur Herstellung von heimischen Textilien verwendet. Im Zuge der Globalisierung wurde sie dann jedoch von der Baumwolle abgelöst.
Brennnessel enthält Histamin, deshalb aufpassen bei Intoleranzen!
Die Brennnessel ist auch eine Schutzpflanze: Im Garten wird sie gerne verwendet gegen Schädlinge und Pilzbefall. Brennnesseljauche ist ein hervorragender Dünger — ich verwende sie gerne vor allem für meine hungrigen Tomatenpflanzen!
Beim aufmerksamen Pflücken zwingt sie uns zu Ruhe und Achtsamkeit, aber auch Überwindung. Und so kann sie uns auch im übertragenen Sinne unterstützen unsere Energie durch starken Willen und Selbstüberwindung in schöpferische Kraft zu verwandeln und kreative Energie zu entfalten.
Und zum Schluss alles zusammen gefasst in einem Video von der Umweltstation Waldsassen: